Aus dem Artikel "Mehr als gute Worte"
Deutsche Universitätszeitung vom 20.12.2013
von Susanne Rytina
Sprache hat Macht über uns. Sie bestimme, wie wir denken und handeln. Einzelne Wörter können Türen öffnen oder schließen, sagt Rolf H. Ruhleder, der als einer der führenden Rhetorik-Trainer in Deutschland gilt. So rufe zum Beispiel der Appell „Sie müssen das sofort erledigen!“ beim Gegenüber unweigerlich Gegenwehr und Aggressionen hervor. „Muss“ gehöre zu den Minuswörtern. „Man hört förmlich, wie bei dem andere die Tür ins Schloss fällt“, sagt Ruhleder. Besser seien positive Formulierungen wie „Bitte erledigen Sie das“. Wer ein Telefonat beenden wolle, könne statt „Ich muss jetzt Schluss machen“ besser sagen „Ich habe da jetzt ein Zeitproblem“.
Sprache kann wie ein Schwert Beziehungen zerschneiden oder als sozialer Kitt Bindung schaffen. „Wie können Sie mir nur eine solche Arbeit vorlegen?“ - die Du-Botschaft führe unweigerlich zu Kampf- oder Flucht-Reaktionen, sagt Ruhleder. Hingegen halte ich Ich-Botschaft „Ich habe Probleme mit Ihrem Arbeitsergebnis“ das Tor noch offen. Der Satz „Das gibt es doch gar nicht“ wirke besserwisserisch, ein echter Sympathiekiller, sagt Ruhleder Besser sei „Das ist für mich neu“ oder „Ich meine…“. Hier fühle sich der andere nicht so vor den Kopf gestoßen. Ob positiv oder negativ kommuniziert: Ein und dieselbe Botschaft kann ganz unterschiedlich interpretiert werden.